Die Komturei.
1. Der erste Komtur in dieser Zeit, Burchard von Goldacker, Kurfürstlich Brandenburgischer Kapitän, Gräflich Schwarzenbergischer Hauptmann zu Friedland und Schenkendorf, wurde am 2. November 1630 in die Komturei Werben eingeführt. Dabei zeigten sich die Gebäude, namentlich das Brau- und Backhaus, so beschädigt, dass ihr Neubau notwendig war. Mit dem Holz, das Adam von Redern zum Neubau beschafft hatte, hatte der Rat ein Stück von der Stadtmauer verschlagen. Bei der Einquartierung war der vorige Verwalter Andreas Schulze aus der Komturei gewichen, so dass die Soldaten nach Belieben in der Komturei gewirtschaftet, Pferde und anderes Vieh weggenommen hatten. Der Verlust, den die Erben des Herrn von Flans zu ersetzen hatten, belief sich auf 1274 Thaler 7 Groschen. Der Verwalter Peter Buls konnte im Herbst 1630 nur 5 Scheffel Weizen und ebensoviel Roggen aussäen.
Kaum war die Wirtschaft durch Burchard von Goldacker wieder eingerichtet, als im Beginn der Ernte die Kaiserlichen und die Schweden 1631 alles nahmen, Getreide, Pferde, Vieh, so dass dem Komtur nichts blieb. Im Jahre 1632 blieb die ganze Feldmark wüst. Im Jahre 1633 missriet der Weizen, so dass der Komtur den Nutzen auf 125 Thaler angeben konnte. Im Jahre 1634 geriet der Weizen ziemlich, so dass der Nutzen sich auf 398 Thaler, andere Einkünfte auf 106 Thaler beliefen. Bei der Liquidation, die dieser Komtur 1635 an die Ordensregierung einreichte, betrugen seine Ausgaben 1887 Thaler, seine Einnahmen in den fünf Jahren 629 Thaler, also seine Forderung 1258 Thaler, wozu noch 337 Thaler zehnjährige Respons-Gelder und 427 Thaler restierende Kirchengelder kamen. Er schrieb, dass auf Pachten nicht zu rechnen wäre, und dass zum Wiederaufbau der Gebäude mindestens 500 Thaler nötig wären. Mit der Zeit wuchs die Not immer mehr. In einem Schreiben vom 27. Januar 1643 bat der Komtur Burchard von Goldacker den Komtur von Supplingenburg, Wolfgang von der Heyden, auf dem Ordentage, von dem ihn eine notwendige Reise in das Ausland fernhielt, folgende Klagen vorzubringen: 1) Während der vierzehn Jahre hätte er, Burchard von Goldacker, nur dreimal den dazu gehörigen Acker genossen, dagegen viermal die Anbauung von Grund auf tun müssen, so dass die Kosten den Nutzen um 1800 Thaler überstiegen. 2) Der Rat wollte um 800 Thaler restierender Kirchengelder willen den Komturei-Acker selbst verpachten und „die Komturei unter seinen Fuß bringen". 3) Er könnte die Komturei nicht verpachten, weil alle Gebäude voriges Jahr, als die schwedische Armee passiert, wie auch noch dieses Jahr von der in Werben liegenden Garnison abgetragen wären. 4) Die Verträge von den Jahren 1542 und 1544 über das Patronatsrecht des Rates könnte er nicht anerkennen. 5) Das Komturei-Tor wäre vom Rat zugemauert und die von ihm vor vier Jahren erbaute Brücke abgehauen. Zum Schluss bat der Komtur, ihm und seinen Erben die Komturei um aller Verluste willen auf etliche 20 Jahre zuzusagen. Aber solche Klagen halfen nicht. Die Kirche erhielt unter dem 11. April 1643 von dem Kurfürsten das Recht, um zu den restierenden Kirchengeldern zu gelangen, die Komturei-Acker zu verpachten und die Pachten zu erheben. Die juristische Fakultät zu Helmstedt entschied auch den Patronatsstreit zu Ungunsten des Komturs. Alles Streites müde, begab sich Burchard von Goldacker in kaiserliche Dienste und räumte die Komturei dem Orden wieder ein, welcher nun den Zöllner Bernhard Christian Meißner 1646 durch den Notar Seger aus Perleberg als Kurator einsetzen ließ. Der Notar klagte, der ganze Platz und Hof wäre wüst, der Brunnen verfallen, das Inventar höchst dürftig.
Burchard von Goldacker fiel, wie der Senior von Winterfeld am 5. Juli 1648 nach Werben berichtete, in dem Scharmützel zwischen dem General Lamboi und den Hessen vor Geiseke. Er hinterließ von der zweiten Frau, geborenen von Blumenthal, zwei Töchter und einen Sohn.[97]
Unter dem 13. März 1649 und 9. Oktober 1649 wurde David von der Marwitz gefragt, ob er bei Endigung des Gnadenjahres die Komturei Werben antreten entschlossen wäre. Letzterer antwortete, dass er Bedenken trüge, da die Komturei total ruiniert und mit Schulden belastet wäre. Er hatte recht. Die Streitigkeiten dauerten zwischen dem Rat und dem Meißner fort. Endlich, 1651, erging kurfürstlicher Befehl an den Kanzler und die Räte zu Sonnenburg, jemanden zu verordnen, der mit der Kirche Rechnung anlegen könnte. So begab sich denn 1651 der Ordensrat und Lehnssekretär Lorenz Thomas Langenhardt nach Werben, die Komturei zu vermieten oder in Administration zu geben.
2. Endlich fand sich einer, der die Wirtschaft wieder in Aufnahme brachte: Otto Christoph von Rochow, Königlich Schwedischer Oberst und Kurbrandenburgischer Hofmarschall, Erbherr auf Schulzendorf und Nossis. Er wurde am 25. Februar 1653 von dem Ordensenior Georg von Winterfeld als Komtur von Werben eingeführt. Als man am 26. zur Aufnahme des Inventars schritt, stellte sich heraus, dass die Gebäude in sehr schlechtem Zustand waren, dass an Vieh nur 4 Schweine und an Getreide nur 9 Scheffel Roggen und 1 Scheffel Erbsen vorhanden waren. Zu solcher Einführung in die Komturei gehörte die Vereidigung, die Übergabe der Schlüssel und des Inventars, sowie Vorstellung und Verpflichtung der Untertanen. Da dieser Komtur 1877 Thaler an die Wiederherstellung der Komturei und der Wirtschaft gewandt hatte, bat er den Herrenmeister, seinem jüngsten Sohn Otto Christoph eine Anwartschaft auf die Komturei zu geben. Im Anfang des Jahres 1659 starb dieser Komtur infolge eines Falles. Seine Witwe Elisabeth, geborene von Moltke, blieb vorläufig noch im Besitz aller Rechte, obgleich Detloff Burchard von Winterfeld seine Anwartschaft auf die Komturei geltend machte. Im Jahre 1662 schloss die Witwe einen Vertrag mit Hans Georg von Ribbeck, Kurfürstlich Brandenburgischem Oberhauptmann, Oberst über ein Regiment zu Fuß, Kommandant von Spandau, erbgesessen auf Neuendorf, Segefeld und Glienicke, dahin, dass sie ihr Recht auf die Komturei Werben, das noch sechs Jahre dauerte, für 1500 Thaler verkaufte.
3. Hans Georg von Ribbeck wurde am 19. August 1662 von dem Ordenskanzler Christoph Johann von Fuchs eingeführt. Die Gebäude waren wieder größtenteils in Ordnung gebracht. Die Pächte aus Hindenburg betrugen 15 Wispel 19 ½ Scheffel Roggen, ebensoviel Gerste, 10 Wispel Hafer, 40 Thaler 6 Groschen 6 Pfennig bares Geld. Die Respons-Gelder dienten zur Unterstützung der gegen die Türken streitenden Kriegsvölker; sie wurden nach Malta gesandt.
Am Tage nach der Einführung des Hans Georg von Ribbeck wurde von der Witwe Elisabeth von Rochow endlich der lange Streit mit dem Rat und dem geistlichen Ministerium beigelegt. Die Witwe bezahlte sofort 150 Thaler der Kirche und den Schulbedienten bar aus und erließ dem Rat 239 Thaler 8 Groschen, welche ihr zustanden, wohingegen nun der Rat dem Ministerium wiederum Genüge tun sollte.
Am 20. Mai 1667 machten Hans v. d. Marwitz und Ernst Gottlieb von Börstel ihre Anrechte auf die Komturei Werben gegenüber dem jüngsten Sohne der Witwe von Rochow geltend. Sie führten etwa das Folgende aus: Sie wären auf der Komturei Werben auf des von Winterfeld Todesfall zu Rittern geschlagen. Nun wäre letzterer gestorben. Der von Rochow könnte vor ihnen keinen Vorzug haben, denn dessen Vater wäre 1658 die Zusage gemacht, dass sein Sohn, jedoch unter gewissen Bedingungen, und wenn er das 18. Jahr erreicht, mit einem Primarium auf seines Vaters und des von Winterfeld Tod oder andere Erledigungsfälle versehen werden sollte. Der von Winterfeld aber wäre gestorben, ehe der von Rochow das verheißene Primarium erlangt. Der fünfzehnjährige Genuss der Komturei wäre reichlicher Ersatz für die gehabten Auslagen.
4. Der von Rochow, der 1667 zum Ritter geschlagen werden sollte, räumte dem Hans von der Marwitz, Kurbrandenburgischem Oberst, Kommandant zu Küstrin, Erbherrn auf Grünrade und Berfelde, die Nachfolge unter der Bedingung ein, dass letzterer ihm jährlich 150 Thaler zahlte und nach dessen Tode ihm kein anderer in der Verleihung der Komturei Werben vorgezogen werden möchte. So wurde denn Hans von der Marwitz am 14. April 1668 von dem Ordensrat und Sekretär Jonas Weizmann eingeführt. Verwalter der Komturei war damals Kaspar von Rolshausen, der mit Anna von Moltke vermählt war. Dieser Komtur beschwerte sich über allerlei Eingriffe, die sich der Oberförster der Altmark und die Beamten von Tangermünde bei den Untertanen der Komturei erlaubten. Bis 1675 behielt er die Komturei.
5. Otto Christoph von Rochow II. wurde nun Komtur; er starb schon 1677.
6. Ernst Gottlieb von Börstel, Kurfürstlich Brandenburgischer Kriegsrat, Gouverneur der Festung Magdeburg, Generalmajor und Kammerherr, erlangte die Komturei Werben. Am 23. September 1678 leisteten die Untertanen den Eid. Am 14. Februar 1679 wurde das Inventar übergeben und von dem Kommissar, dem Altmärkischen Quartalsgerichtsrat und Kanonikus zu Havelberg, Achaz von Jagow, beglaubigt. Das Inventar wurde auf 571 Thaler 15 Groschen 6 Pfennig geschätzt, wozu die Rochowschen Erben dem Ernst Gottlieb von Börstel 266 Thaler zahlen sollten. Die Bezahlung dieser letzteren Summe machte Schwierigkeiten, weil die von Rochow erst das bei der Übergabe festgesetzte Geld von den von der Marwitz haben wollten.
Noch 1680 war Kaspar von Rolshausen Verwalter der Komturei. Der Komtur wohnte auf Hohenfielde. Die restierenden Respons-Gelder dieses Komturs beliefen sich von 1683-93 auf 562 Thaler 12 Groschen. Über das Vermögen desselben wurde schließlich der Konkurs eröffnet. Aber schon 1687 war der Komtur gestorben.
7. Wolff Asmus von Bornstedt, Neumärkischer Regierungs- und Amtsrat, Ordenskanzler zu Sonnenburg auf Dolgen, wurde am 16. Juni 1687 als Komtur zu Werben eingeführt. Die Baulichkeiten waren meistens in schlechtem Zustande. Darum befahl die Ordensregierung unter dem 6. Dezember 1687 dem Hans Kaspar Wolff, Verwalter der Komturei, von den 411 Thalern, welche der vorige Komtur von den von Rochows empfangen, 300 Thaler Baugelder an den Bevollmächtigten des Komturs von Bornstedt auszuzahlen.
8. Christoph Bernhard von Waldow, Kurfürstlich Sächsischer Kammerherr und Oberstleutnant, Erbherr auf Mellenthin, Hauptmann der Ämter Zwickau, Wenda und Stollberg, war seit 1689 Werbener Komtur. Wir finden ihn 1689 und 1693 bei Herrenmeisterwahlen in Sonnenburg. Er starb am 11. Juni 1700.