Die kirchliche Bücherei.

Schon frühzeitig verwandte man hier viel Sorgfalt auf die Vermehrung der kirchlichen Bücherei. Wir erinnern nur an die unter dem 14. September 1448 erlassene Verordnung des Herrenmeisters Nicolaus Tirback, dass die von einem Ordensbruder zu Werben hinterlassenen Bücher der Bibliothek des Ordenshauses zufallen sollten. Es gab in der Kirche einen besonderen Bibliotheksraum, die sogenannte „Liberei“. Aus der katholischen Zeit sind auch heute noch einige Bücher erhalten, wenn auch ohne Titelblätter. Geradezu vandalisch ist man mit einer gewaltigen Vulgata (lateinischen Bibel) insofern umgegangen, als man sie der meisten ihrer kostbar gemalten und vergoldeten Initialen beraubt hat. Ebenso sind aus einem Messbuch und einem „Kirchenrecht“ die Titelblätter und die ersten Seiten verschwunden. Aber auch in der evangelischen Zeit hat man die Bücherei fleißig vermehrt. Wahrscheinlich waren es die beiden Werbener, Heinrich Goldbeck und Georg Belitz, welche aus Wittenberg, wo sie damals studierten, die große Lutherbibel mitbrachten und der heimatlichen Kirche schenkten. Der ungemeine Wert dieser noch heute in der Kirche aufbewahrten Bibel besteht nicht allein darin, dass sie zu der letzten von Luther selbst ein Jahr vor seinem Tode herausgegebenen Auflage gehört, sondern auch darin, dass Luther mit eigener Hand die ersten Verse vom ersten Psalm und folgende Glosse hineingeschrieben hat:

„Ein hart merklich Wort ist das, dass außer Gottes Wort alle Menschenlehre sogar verdammt sind, dass sie heißen der Gottlosen Rat, der Sünder Weg, der Spötter Sitz und Gott nichts von ihnen wissen will: auch wie Spreuen sind, die der Wind verweht. So doch Rat, Weg, Sitz, schöne herrliche Namen sind, und gleißen zur Verführung der Welt, auch dazu Gottesdienst heißen Matth. 15, Jesaia 29: Vergeblich dienen sie mir mit Menschengeboten, ihr Herz ist ferne von mir".

Darunter steht die Jahreszahl „1545" und der freilich unleserlich gewordene Name des Reformators. Gedruckt ist die Bibel von Hans Luft in Wittenberg.

Im Jahre 1574 wurden der Kirche von dem Bürgermeister Andreas Goldbeck die sämtlichen Werke Luthers in zwölf großen Bänden, durch Peter Seiß 1567-72 in Wittenberg gedruckt, geschenkt; sie wurden damals in der Kirche angeschmiedet.

Im Jahre 1595 kaufte man die „Homilien über das Buch des Propheten Jesaia", herausgegeben von dem Züricher Rudolf Walther, ein Werk, das ebenfalls heute noch vorhanden ist.

Noch im Jahre 1621 verkaufte man eine rote und eine bunte Kasel an die Kirche zu Toppeln bei Havelberg für 22 Gulden 16 Schilling und bestimmte dieses Geld zur Bücherei in der Kirche. So sind denn noch heute auf der Oberpfarre viele der Kirche gehörige alte Werke vorhanden.