Die Zeit des Kurfürsten Joachim I. (1499 - 1535).
Nachdem Johann Cicero am 9. Januar 1499 zu Arneburg gestorben war, huldigten die Stände seinen Söhnen Joachim I. und Albrecht, von welchen der letztere bald nachher in den geistlichen Stand übertrat.
Joachims Hauptstreben war darauf gerichtet, seine Einkünfte zu mehren und ein geordnetes Finanzwesen herzustellen. Er vermochte die Städte des Landes zur ferneren Zahlung der Bierziese auf seine und seiner männlichen Leibeserben Lebenszeit in der früheren Höhe, wogegen er die schriftliche Versicherung ausstellte, dem Lande keine neue Steuer aufzulegen, außer bei Ausstattung einer Prinzessin, bei kaiserlichen Belehnungen, bei Aufbringung von Geldern in Reichsangelegenheiten und für den Fall, dass er in feindliche Gefangenschaft geriete. Auch die Stadt Werben unterstützte den Kurfürsten zweimal in finanziellen Angelegenheiten: Am 19. November 1507 lieh ihm die Stadt 100 Gulden und am 13. Januar 1520 310 Gulden, welche letzteren sie von der Ehefrau des Bartholomäus Konow und Anna, der Tochter des Gerth Kone, aufgebracht hatte.
Im Jahre 1515 erließ der Kurfürst für alle Städte seines Landes verbesserte Statuten, die sogenannte Reformation, welche die Grundlage einer Städteordnung bildete. Die 35 Artikel derselben bezweckten vorzugsweise eine größere Ordnung und Gleichmäßigkeit in der Verwaltung städtischer Angelegenheiten und enthielten die Keime zu einer Menge besonderer Ordnungen, wie Gewerksordnungen, Feuerordnungen, Rechnungsführung, Besteuerung, Anordnungen gegen den Luxus, Überwachung von Maß und Gewicht usw.
Mit Hilfe eines Schiedsgerichtes, welches aus den Räten der Altstadt Brandenburg, Prenzlau, Soldin und Perleberg bestand, setzte der Kurfürst eine bestimmte Rangordnung der märkischen Städte fest. Wenn der Kurfürst im Felde stand, so sollten zur Linken des kurfürstlichen Hauptbanners die von Stendal, neben ihnen die von Salzwedel und den übrigen Städten der Altmark und Prignitz reiten.
Wir teilen nachstehend eine Veranlagung mit, welche den Verhältnissen zu Anfang des 16. oder zu Ende des 15. Jahrhunderts entsprechen mag. Es handelte sich um die Aufbringung einer Summe zur Tilgung der Landesschulden, zu welcher Stendal 4571 Gulden, Seehausen 1731, Tangermünde 1587, Osterburg 1256 und Werben 931 Gulden beitragen sollten.
Im Jahre 1564 stellte der Stendaler Bürgermeister Nicolaus Goldbeck, ein geborener Werbener, die märkischen Städte nach der Anzahl ihrer Feuerstellen zusammen. Da diese Arbeit auf etwas älteren Schätzungen beruhte, so gibt sie uns einen willkommenen Beitrag zur Beurteilung des Größenverhältnisses der märkischen Städte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Darnach hatte Stendal 1210 Feuerstellen, Seehausen 426, Tangermünde 570, Osterburg 294 und Werben 247 Feuerstellen. Nach einer Aufnahme neuer Schoßregister – es sei das schon hier bemerkt – hatte Werben im Jahre 1567 an 267 Feuerstellen. Auf eine Feuerstelle wurden 10 - 15 Personen gerechnet; nehmen wir auch nur 12 Personen an, so können wir für das Jahr 1567 eine Zahl von 3204 Bewohnern herausrechnen.
Von Kurfürst Joachim erwähnen wir nur noch, dass er den Rat der Stadt Werben im Jahre 1504 beauftragte, einen Mörder, der sich zu den Priestern der Komturei geflüchtet, nötigenfalls mit Gewalt wegzunehmen zu lassen, und dass er im Jahre 1507 den Brüdern Georg und Andreas von dem Berge erlaubt, einen jährlichen Zins von zwei Mark, für 32 Mark wiederkäuflich, an den Rat der Stadt zu verkaufen.
Am 11. Juli 1535 starb der Kurfürst Joachim I. zu Stendal.