Die Ordenskirche.
Der wachsende Wohlstand der Komturei gestattete einen abermaligen bedeutenden Um- und Neubau am Anfang des 15. Jahrhunderts. Wir lassen über diesen Bau wiederum einen Fachmann reden:[21]
„Zur dritten Bauzeit gehören die fünf westlichen Jochreihen des Langhauses mit ihren oberen Umgrenzungsmauern und Schiffspfeilern, nur die Arkadenbogen und Gewölbe sind noch später, zur Zeit des Chorbaues, erneuert worden. Von der mit nicht geringem Aufwande hergestellten Bauausführung geben die beifolgenden Zeichnungen eine genaue Darstellung. Das Pfeilersystem des Innern befolgt im wesentlichen die Pfeilerbildung der St. Stephans-Kirche zu Tangermünde, mit der geringen Abweichung, dass die vielfach gestabten Pfeiler hohe runde profilierte Plinthen und Sockel empfangen haben, während die formlos gegliederten Kämpfer beibehalten worden sind. Günstiger gestaltet erscheint das Fassaden-System, welches sich zwar ebenfalls in der Ausbildung der Stirnseite der Strebepfeiler an das Fassaden-System von St. Stephan anlehnt, aber durch die vollständige Umrahmung jedes dreiteiligen Fensters mit ganz durchbrochenem, abwechselnd schwarz glasiertem und rotem Gitterwerk einen sehr gefälligen und anziehenden Schmuck empfangen hat. Da auch die Einfassungsprofile der Türen und Fenster mit rotbraun glasierten Steinen abwechselnd dekoriert sind, und dieser Schmuck an den vertikal aufsteigenden Gitterfriesen, sowie an der Stirnseite der Strebepfeiler festgehalten worden ist, hat das Fassaden-System eine höchst konsequente, anmutige Durchbildung erfahren, von deren Wirkung unsere Zeichnung eine Vorstellung gibt. Die Profilierung sämtlicher Details ist mit gleicher Eleganz und Feinheit durchgeführt. Diese reichen, aber immer noch gehaltvollen Formen machen es zweifellos, dass sie dem nachrichtlich überlieferten Bau aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts angehören.“
Übrigens erteilten zwei Kardinäle im Jahre 1414 einen Ablass von hundert Tagen für alle diejenigen, welche zum Bau, zur Beleuchtung und zur inneren Ausstattung der Kirche Geld beisteuerten. Mit diesem Ablass hing eine Inschrift in der Kirche zusammen, welche den Anfang eines Neubaues auf 1412 angab.