c) Anderes Unglück in der Zeit nach dem Kriege.
Zu der Last der Einquartierungen und Exekutionen kam allerlei anderes Unglück hinzu, wodurch der Wiederaufbau der Stadt immer wieder und wieder gestört wurde. Am Ende des Jahres 1659 legte eine Feuersbrunst fünf Häuser in der Judenstraße (Seehäuser Straße) in Asche, noch schlimmer war eine andere Feuersbrunst am 12. März 1666, welche fünfzehn Häuser zerstörte. Ähnliche Brände wiederholten sich in den Jahren 1674, 1692 und 1693.
Bei dem Zusammenströmen der gewaltigen Menschenmassen und bei ihrem Wohnen auf engem Raum war es kein Wunder, dass sich die entsetzliche Pest einstellte. Von der Pest im Jahre 1626 haben wir schon oben geredet; sie soll an 190 Menschen dahingerafft haben. Als in den Jahren 1636 und 1637 der Kampf um den Besitz der Schanze wieder große Scharen hier zusammenführte, brach wieder die unheimliche Krankheit aus und tötete viele Menschen. In der Totenliste des Jahres 1636 finden wir unter anderem die Namen David von Bertkow und Frau, ferner Ihre Exzellenz des Feldmarschalls Banners Gemahlin, endlich die Frau des Tobias Friedrich von Eichstedt; ob auch diese an der Pest gestorben, wissen wir freilich nicht. Noch einmal, im Jahre 1682, wütete die Pest in Werben. Von Magdeburg eingeschleppt, begann sie ihren Todeszug von einem Bürgerhause am Markte aus und raffte 305 Menschen dahin. Zu den Kisten und Läden, die in der Kirche verschlossen waren, durfte niemand gehen, um nicht etwa die ansteckende Krankheit dadurch weiter zu verbreiten. Die Kirchen- und Schulbeamten gerieten in besondere Not, weil sie ihre Besoldung nicht bekamen, die Accidenzien ausfielen, ihr weniger Vorrat aber in der Kirche verschlossen war. Da erbarmte sich der Große Kurfürst der armen Stadt, sandte Geld, Korn, Salz und Medikamente, ja bestellte sogar einen Pestchirurgus. Dass derselbe Fürst damals der Stadt sechs Jahre lang Freiheit und Ruhe vor ihren Gläubigern verschaffte, erwähnten wir schon oben. So zeigte er sich auch dieser Stadt gegenüber als rechter Landesvater.[95]
Zu all diesem Unglück gesellte sich noch eine große Wassernot. Es war am 11. März 1670, 2 Uhr morgens, als der Elbdeich bei Kannenberg brach. Bald stand die ganze Gegend bis vor Seehausens Tore unter Wasser.
Bedenken wir diese vielfachen Nöte, so können wir es dem Kirchenbuchführer wahrlich nicht verdenken, wenn er in seinen Neujahrsbetrachtungen die wehmütigsten Klagen anstimmte. Doch all diese Nöte wären noch leichter zu ertragen gewesen, wenn es nur in der Bürgerschaft und im Rat der Stadt besser ausgesehen hätte.