Allerlei Leiden aus dieser Zeit.
Wasser und Feuer waren die beiden Elemente, welche in dieser sonst für die Entwicklung der Stadt überaus glücklichen Zeit furchtbare Leiden über die Bewohner brachten.
Wir sind über die Hochwasser der Elbe vom 12. bis 14. Jahrhundert leider nur wenig unterrichtet; erst mit dem 15. Jahrhundert werden die Nachrichten zahlreicher und zuverlässiger. Von den Überschwemmungen des 15. Jahrhunderts wurden die beiden, welche in den Jahren 1433 und 1496 stattfanden, für Werben besonders gefährlich. Im Jahre 1425 brach der Deich bei Hämerten, so dass das Elbwasser die Stendaler Marschen und die Niederung der Uchte überflutete. Im Jahre 1433 aber brach der Deich weiter unterhalb an mehreren Stellen. Die Städte Osterburg, Werben und Seehausen wurden durch das Elbwasser erheblich geschädigt. Von dem Durchbruch des Jahres 1496 erzählt uns ein Zettel, der in einem alten Haus in Stendal gefunden wurde, etwa das Folgende:[27]
Im Jahre 1496 in der Fastenzeit brach die Elbe bei Käklitz, ferner zwischen Werben und Seehausen und an der anderen Seite der Elbe an vielen Stellen durch. Durch das sich aufstauende Eis war die Burg zu Sandau so gefährdet, dass der darauf wohnende Hauptmann mit Weib und Kindern so lange in die Sandauer Pfarre zog, bis die Elbe fiel. Als das Wasser wieder gefallen und die Gefahr vorüber gegangen war, mussten die Landleute mit Hilfe der Bürger von Werben, Seehausen und Osterburg einen neuen Deich bauen.
Das furchtbarste Feuer, das Werben je heimgesucht hat, scheint das vom Jahre 1438 gewesen zu sein. In der Nacht der „Geburt der Jungfrau Maria" brach es aus, legte einen großen Teil der Stadt in Asche und zerstörte auch die vor kurzem umgebaute Kirche erheblich. So bedeutend war der angerichtete Schaden, dass der Markgraf Friedrich der Jüngere unter dem 12. März 1439 die Stadt auf fünf Jahre von der Urbede und von dem Groschenschoß befreite.
Noch einmal in diesem Jahrhundert suchte eine größere Feuersbrunst die Stadt heim und zerstörte einen „merklichen Teil" der Stadt samt etlichen Gebäuden an der Befestigung. Es war im Jahre 1490. Der Kurfürst Johann Cicero, welcher der Stadt ihren Ungehorsam wegen der Biersteuer verziehen hatte, befreite sie unter dem 31. März 1490 von dem dritten Teil der Urbede drei Jahre lang, die abgebrannten Bürger aber ebenso lange von dem Häuserzins und von der Bezahlung ihrer Schulden.