a) Die Bruderschaft des „heiligen Kreuzes“.
Zu der Bruderschaft des „heiligen Kreuzes", wie auch zu den anderen Bruderschaften, gehörten verheiratete und unverheiratete Männer und Frauen, auch Jünglinge und Jungfrauen. Der Hauptfesttag der Gilde war der Himmelfahrtstag. Nach der Nona, der von 2-3 Uhr nachmittags stattfindenden gottesdienstlichen Feier, legten die Gildemeister in dem Hause des ältesten Gildemeisters zwei Tonnen entweder Tangermünder oder Werbener Bier auf, wozu Weißbrot und Butter herumgereicht wurde. Nach dem Completorium (d. h. nach Sonnenuntergang) feierte man in der Pfarrkirche an dem Altar der „heiligen Dreifaltigkeit" und „des heiligen Leichnams" Gott zu Lobe und den verstorbenen Gildegliedern zu Ehren eine Vigilie (abendliche Messe), während welcher der Altar durch vier Kerzen erleuchtet war und die fünf Lichte auf der neuen, mitten in der Kirche neben dem Altar hängenden Krone angezündet waren. Am Freitage darauf wurden zur Zeit der Hochmesse (Hauptgottesdienst) zwei Seelenmessen, die erste mit drei Schülern und den Lokaten (Schullehrern), die zweite mit drei Schülern und mit einem Küster, gehalten. Unter den Klängen der Apostel- und der Messglocke sowie der beiden Schellen begaben sich dann die drei Priester mit den Lokaten und sechs Schülern zur eigentlichen Gedächtnisfeier der Gilde, die Kommendacie genannt wurde. Nach Beendigung der Feier gedachte man liebreich der Armen, von welchen jeder 1 Pfennig stendalscher Währung erhielt, wie das auch, falls die Kasse es zuließ, in der Quatertember der Fasten der Fall sein sollte.
Die Gilde hatte im Jahre 1439 einen Zuwachs von 16, im Jahre 1479 von 18, im Jahre 1489 von 19, im Jahre 1519 von 6, dagegen im Jahre 1531 von 2 Mitgliedern. Unter denselben finden wir Vertreter der bekannten Familien Drude, Klinte, Pletze, Notidece, Pariss, von der Weide.
Der Zinsgenuss betrug 80 Schilling im Jahre 1465, 73 Schilling im Jahre 1509, 98 Schilling im Jahre 1514. Zum Eintritt in die Gilde zahlte man 1 Pfund Wachs und 1 Schilling.
An der Spitze der Gilde standen zwei Gildemeister, ein „ältester" und ein „neugeborener", die am Himmelfahrtstage gewählt wurden. Legte der älteste sein Amt nieder, so rückte der zweite Gildemeister in seine Stelle und wählte einen neuen zu sich, so dass jeder zwei Jahre in dem Vorstande der Gilde blieb. Nur wenn die Gilde aus irgendeinem Grunde nicht gehalten werden konnte, behielten die Gildemeister ihr Amt noch länger. Wir nennen die folgenden Gildemeister: Steffen Oden und Markus Bremer (1511), Tile Smor und Clawes Wolter (1513), Hans Kroger und Matthias Vageth (1515), Achim Bethke und Clawes Gutke (1517), Clawes Withoen und Henning Moller (1519), Christoffer Bardt und Paschen Lemme (1521), Henning Pathen und Matthias Ludecke (1523 und 1524), Matthias Ludecke und Berendt Niendorp (1525), Hans Ewert und Matthias Hermes (1527), Henning Pathen und Christoffer Bardt (1529 und 1530), Christoffer Bardt und Hans Frisse (1531).