Werben als Garnison.

Mit dem 18. Jahrhundert begann größere Stetigkeit in den Garnisonsverhältnissen als im vorherigen Jahrhundert. Auch Werben erhielt vom Jahre 1727 eine lange bleibende Garnison; die großen Elbwiesen mit dem prachtvollen Futter für die Pferde ließen es gerade für Kavallerie als sehr geeignet erscheinen. Die nachfolgenden Nachrichten verdanken wir hauptsächlich dem Kirchenbuch und den Rats-Protokollbüchern.[110]

Unsere erste sichere Nachricht stammt aus dem Jahre 1718: Am 1. Dezember desselben Jahres nahmen 7 Oberoffiziere, 8 Unteroffiziere und 65 Gemeine von dem Dragoner-Regiment „von der Schulenburg" unter dem Kommando des Kapitäns Albrecht Friedrich von Littwitz Quartier, die bis 1723 hier blieben. Über dieses 1717 zu acht Kompanien errichtete Regiment sei nur kurz bemerkt, dass es 1731 nach dem Tode des Generals von der Schulenburg dem Erbprinzen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth erteilt und später in ein Kürassier-Regiment (sogenannte Pasewalker Kürassiere) verwandelt wurde. Seine Ruhmestaten in der Schlacht bei Hohenfriedberg werden unvergesslich bleiben, so lange es ein preußisches Heer geben wird.

Neben dieser Abteilung Kavallerie garnisonierte hier auch ein Teil des Infanterie-Regiments „Prinz Leopold Maximilian von Anhalt-Dessau", und zwar 1720 - 1722 Musketiere und 1722 - 1724 Grenadiere; an der Spitze der ersteren standen die Kapitäne Carl Ernst von und zu Adoltsheim, der hier am 29. März 1721 starb, und Otto Wilhelm von Kuhnheim, an der Spitze der letzteren werden Kapitän von Mintorf und der Major von Bosse genannt. Was die Uniform dieses Regiments anlangt, so hatte es blaue Röcke mit roten, runden Aufschlägen und ebenso roten schmalen Klappen; die Grenadiere hatten rote und weiße Grenadier-Mützen. Es wären viele Blätter zu füllen, sollten hier die Taten des Regiments in den drei schlesischen Kriegen Friedrich des Großen, namentlich bei Mollwitz, Czaslau, Kesselsdorf, Lowositz, Breslau und Zorndorf erwähnt werden.[111][112]

Vom Anfang des Dezember 1724 bis zum 1. September 1727 finden wir in Werben Kürassiere von der Leibkompanie des von Dewitzschen Regiments, dessen Oberstleutnant damals von Steding hieß. Es hat dieses 1672 bereits errichtete Regiment sich nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nachher in den schlesischen Kriegen würdig den übrigen Kürassier-Regimentern an die Seite gestellt.

Die nun folgende Garnison blieb 1727 - 1796 – natürlich mit mannigfachen Unterbrechungen – in Werben. Es waren Kürassiere des Regiments, welches nacheinander die Namen „Graf von Lottum, von Papstein, von Bredow, von Driesen, von Horn, von Manstein, von der Marwitz, von Kalckreuth, von Ihlow, von Borstell und von Reichenstein“ führte. Es war ursprünglich auch ein Dragoner-Regiment gewesen, aber schon 1717 oder gleich darauf in ein Kürassier-Regiment verwandelt. Wir führen in Kürze über seine Montur an, dass es strohfarbene Kolletts mit gelben Aufschlägen, Kragen und Westen trug, bei den Offizieren mit Silber eingefasst. Die Blätter der preußischen Kriegsgeschichte melden oft und eingehend des Regiments rühmliches Verhalten bei Lowositz und vor allem bei Kunersdorf. Es sei noch bemerkt, dass das Regiment infolge des Friedens von Tilsit 1807 aufgelöst, aus seinen Depotüberresten und den Ranzionierten aber, sowie aus den Überresten der anderen aufgelösten Kürassier-Regimenter die „Märkische Kürassier-Brigade" errichtet wurde, die 1808 den Namen „Brandenburgisches Kürassier-Regiment" erhielt, das jetzige Brandenburgische Kürassier-Regiment Nr. 6 „Kaiser Nikolaus I. von Russland".

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen kehren wir zur Garnisongeschichte von Werben zurück. Die Garnison-Vorschriften waren streng: Es war den Bürgern verboten, Soldaten ohne Erlaubnis über die Elbe zu setzen, ihnen Branntwein zu verabreichen, ihnen nach dem Zapfenstreich Bier zu geben, oder ihnen unhöflich zu begegnen; war ein Soldat um neun Uhr nicht in seinem Quartier, musste der Wirt davon Anzeige machen.

Die Hauptwache lag am Rathaus, als Reitbahn diente der jetzige gegenüber der Salzkirche belegene Kohlenplatz und als Montierungskammer die obere Etage jener Salzkirche, zu welcher von Osten her eine Holztreppe führte. An der südlichen Seite der Seehäuser Straße und des Marktes lag das der Stadt gehörige Kommandeur-Haus. Da das alte Haus nicht mehr genügte, fand in den Jahren 1768 und 1769 ein Neubau mit einem Kostenaufwand von etwa 2170 Thaler statt. Das neue Haus, das ganz massiv war, hatte in der Front nach dem Markt 36 Fuß und in der Länge nach der Straße 52 Fuß. Die Stadt, welche die Baukosten teils durch Holzverkauf aufgebracht, teils bar aufgenommen hatte, verlangte nun jährlich 100 Thaler Miete, auch 3 Thaler 18 Groschen von dem Kommandeur für die Bedienten, Betten, Kutschpferde, Wagenremise und Keller.

An der Spitze der hiesigen Garnison standen die folgenden Offiziere:

1. Rittmeister Dietrich von Romberg (1727 - 1728);

2. Rittmeister Wolf Friedrich von Schlichting (1728 - 1731);

3. Oberst-Wachtmeister, dann Major von Mirbach (1731 - 1733);

4. Rittmeister, dann Major Christoph Friedrich von Plettenberg (1734 - 1746);

5. Rittmeister Karl Ludwig von Pfeiffer (1746 - 1753), der mit Patent vom 21. Juli 1749 zum Major befördert wurde;

6. Rittmeister Anton Wilhelm Cramer von Clausbruch, mit Patent vom 12. September 1753;

7. Rittmeister Georg Ludolph von Wulffen, mit Patent vom 8. Juni 1755, unter dem die Abteilung in den Siebenjährigen Krieg zog;

8. Rittmeister Hans von Borstell (1763 - 1773), er avancierte 1769 zum Major, im Jahre 1804 starb er als Generalleutnant, er war Ritter des Ordens pour le mérite;

9. Rittmeister Franz Wilhelm von Falkenberg, von 1778 Major;

10. Rittmeister von Kleist (1784 - 1793), von 1791 an Major. Von diesen Offizieren avancierten die unter 4, 7 und 8 bezeichneten zu hohen Kommandostellen.

Im Jahre 1794 hatte das Regiment, das damals mit seinem Chef, dem tapferen General von Borstell, am Rhein im Felde stand, fünf Schwadronen, deren Quartiere Salzwedel, Tangermünde, Seehausen, Werben und Arendsee waren. Im Jahre 1797 lagen die fünf Schwadronen in Salzwedel, Seehausen, Tangermünde, Arendsee und Osterburg. Werben hatte 1796 aufgehört, Garnisonort zu sein. Das ging folgendermaßen zu:

Schon im Jahre 1792 wurde Werben vor die Entscheidung gestellt, entweder zu der einen Kompanie Kürassiere noch eine zweite zu garnisonieren, oder ganz auf die Garnison zu verzichten. Interessant sind die Gründe, aus welchen sich der Generalmajor von Ihlow gegen Werben als Garnison erklärte. Er schrieb aus dem Lager bei Verdun am 7. September 1792: „Werben hat zwar zur Aufnahme einer Eskadron hinlängliche Feuerstellen, übrigens aber die größte Unbequemlichkeit für die Kavallerie, weil es in der sogenannten Wische liegt, einen so sättigen, lehmigen Boden hat, dass bei nur geringem Regenwetter die Pferde einsinken und das Regiment hierdurch verhindert wird, die erforderlichen Evolutionen nach dem neuen Exerzier-Reglement zu exekutieren. Ferner ist es der Wassergefahr, da es nahe an der Elbe liegt, äußerst ausgesetzt und es ist noch die Anfuhr der Fourage, wegen der unbeschreiblich schlimmen Wege, eine drückende Last für die Untertanen, welche solche zu liefern berechtigt sind. Hierzu kommt noch, dass im Winter wegen des Elbwalls, welcher, um dahin zu kommen, die einzige Passage ist, der man sich mit Lebensgefahr bedienen muss, die Zufuhr an Lebensmitteln äußerst gering und für den Reiter, der sich gleich dem Bürger keine Vorräte anschaffen kann, sehr nachteilig ist." Rat und Bürgerschaft sprachen sich ebenfalls gegen die Vergrößerung der Garnison aus; sie meinten, dass die Last für die Bürger zu groß und die Beschaffung der nötigen Quartiere und Betten zu schwierig sein würde. Trotzdem blieb Werben vorläufig noch Garnisonort. Erst 1796 wurde die Werbener Garnison nach Seehausen verlegt.

Fußnoten

[110] S. Altmärkischer Jahresbericht XIX, Seite 1. S(eyffert), Kurzgefaßte Geschichte der königlich preußischen Regimenter, 1759. Aus dem Kirchenbuch sind nur die Stellen benutzt, wo ausdrücklich bemerkt ist: „so hier in Garnison steht“.
[111] Am 30. November 1724 marschierte des Oberstleutnant du Moulin Kompanie, die der Leutnant von Bonin kommandierte, aus. S. Ratsprotokoll.
[112] Sein Grabstein ist noch in der Kirche.