5. Ein berühmter Meßkelch.

Die wohlhabende Kirche besitzt viele und schöne heilige Geräte und Gefäße. Im Jahre 1878 erbrachen Diebe die Sakristei und stahlen die Abendmahlsgefäße. Glücklicherweise entdeckte man die Diebe und nahm ihnen den Raub wieder ab. Das Alter der einzelnen Geräte lässt sich ziemlich genau angeben: Das Kruzifix nebst den Leuchtern auf dem Hochaltar wurde 1868 angeschafft, das auf dem Taufaltar in demselben Jahre neu vergoldet. Von den Abendmahlsgefäßen stammt der Messkelch, den wir näher betrachten wollen, aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, ebenso die dazugehörige Patene; ein zweiter Kelch, der die Bilder jenes alten Kelches wiederholt darstellt, weist durch Form, Ausschmückung und Inschrift in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts; der dritte Kelch wurde als Ersatz für die gestohlenen Kelche im Jahre 1878 beschafft. Noch sei bemerkt, dass im Jahre 1631 ein schwedischer Generalquartiermeister unter dem König Gustav Adolf der Kirche dafür einen Kelch und eine silberne Schüssel schenkte, dass ihm gestattet wurde, sein hier verstorbenes Kind in der Kirche beisetzen zu lassen; leider ist dieses Geschenk nicht mehr in der Kirche vorhanden. Doch sehen wir uns jenen ältesten Kelch näher an.[132]

Der Kelch, der zu den sparsam vorhandenen Resten der älteren Goldschmiedekunst in den Marken gehört, ist 0,16 m hoch, in der regelmäßigen halbkugelförmigen Schale und im Fuß 0,15 m breit. Der Fuß zeigt vier gravierte Rundbilder, zwei aus dem Alten, zwei aus dem Neuen Testament. Der Knauf hat die Form zweier sich durchschneidender Tönnchen. Die Schale ist mehr am Grunde ebenfalls mit vier gravierten Rundbildern geschmückt, die durch flache Ornamentstreifen verbunden sind. Ob das Kunstwerk in Werben oder dessen Umgebung angefertigt worden ist, oder von außerhalb dorthin gekommen, darüber fehlt es an jeder Nachricht oder sonstigem Aufschluss.

Fußnoten

[132] Cf. von Quast und Otte, Zeitschrift für die christliche Archäologie und Kunst, I S. 69, II S 53 ff.