b) Das Hospital St. Gertrud.

Die Gründer des Hospitals St. Gertrud waren die Stadt und der mildtätige Herrenmeister des Johanniter-Ordens Busso von Alvensleben. Am 3. Oktober 1424 bekundete der Rat zu Werben die von jenem Herrenmeister und von ihm vorgenommene Stiftung zum Besten elender Pilger. Der Rat gab Grund und Boden und baute das Haus und die übrigen Hospitalgebäude, der Herrenmeister spendete 129 Mark Silbers, wovon eine jährliche Rente von 12½ Mark gekauft wurde. Das Hospital nebst seinem Kirchhof lag vor dem Elbthor am Wehl, dort, wo noch heute Scheunen stehen. Von den Renten sollte dasselbe mit den nötigen Einrichtungen und Unterhaltungsmitteln versehen werden. An der Spitze standen zwei Vorsteher, deren einen der Komtur aus den Ordensbrüdern, deren anderen der Rat zu Werben aus den Bürgern erwählte. Ihre Aufgabe bestand darin, das Geld des Hospitals sicher anzulegen, alle Almosen zu verwalten, die Gebäude in Ordnung zu halten, alle Jahr vor dem Komtur und dem Rat Rechenschaft abzulegen und Diener sowie Dienerinnen in dem Hospital anzustellen. Dem Rat und dem Komtur stand jederzeit das Recht zu, Rechenschaft zu fordern und nötigenfalls die Vorsteher zu entsetzen. Sollte das Hospital in Not geraten, so war es ihm erlaubt, sechs Haupt Vieh auf die Stadtweide zu treiben. Es stand unter allen Freiheiten, Gerechtigkeiten und Gnaden des St. Johannis-Ordens, aber unter städtischem Gerichte. Starb ein Bewohner des Hospitals, so sollte man ihn mit den Lichten und dem Baldachin der Elenden-Gilde zu Grabe bringen; sein Nachlass fiel dem Hospital zu.

Eine Kapelle wurde nicht gleich anfänglich mit dem Hospital verbunden, doch im Jahre 1461 nachgeholt. Zu dem Bau gab Hans Lenze 40 Gulden, der Rat bezahlte die übrigen Baukosten, gestattete auch nebst dem Komtur, dass fünf Jahre lang für den Bau „gebeten“ würde. In dem Stiftungsbrief, der vom 24. Februar 1461 datiert ist, ist die Anstellung eines besonderen Priesters vorgesehen, welcher verpflichtet wurde, alle Woche vier Messen und zwar nach der Frühmesse und vor der Hochmesse der Pfarrkirche zu halten. Die Opfer in der Kapelle fielen dem Pfarrer zu, dagegen sollten die von den Vorstehern mit dem St. Gertrudsbilde an den Festtagen der Kapelle erbetenen Gaben, sowie die in dem Opferstock auf St. Gertruds-Kirchhof gespendeten Gelder zu Bau und Licht der Kapelle verwandt werden. Der Priester erhielt 3 Mark, 9 Scheffel Roggen und 9 Scheffel Gerste aus dem Hof des Claus Witte zu Wendemark jährlich und 3 Mark jährlich von dem Rat der Stadt. Unter dem 26. Februar 1461 erbaten der Komtur Heinrich Rassenberg und der Rat der Stadt die Bestätigung ihrer Stiftung von dem Bischof Friedrich von Halberstadt, welche ihnen am 20. September 1461 von dem Bischof Gerhard von Halberstadt erteilt wurde. Mit den Vorstehern der St. Johanniskirche hatten die Vorsteher St. Gertrud dahin einen Vertrag geschlossen, dass sie von ihnen den zur Messe notwendigen Wein empfingen, dafür aber jährlich zu Martini 5 Schilling an St. Johannis gaben.

Es fehlte der mildtätigen Stiftung keineswegs an Gönnern. Im Jahre 1461 vermachte Tideke Polkrit, der damals neben Hans Westfal Vorsteher des Hospitals war, Acker und Wiese jenseits der Elbe. Von den 30 Schilling jährlicher Pacht dieser Grundstücke sollten die fünf Lichte auf der Krone in der Kapelle gehalten, der etwaige Rest zum Besten der Kapelle verwandt werden. Das erste Geld, welches die Vorsteher der Kapelle in die Hand bekamen, bestand in 3 Mark 4 Schilling, welche man 1461 gebeten hatte. Als die Vorsteher im Jahre 1483, am Abend der heiligen Barbara, in Gegenwart des Rates Rechenschaft ablegten, behielten sie einen Bestand von 7 Vierdingen. Zu den Wohltätern gehörten ferner Dirike Konow, welcher die Zinsen von 40 Mark, nämlich 3 Gulden 19 Schilling, aus dem nachher Wulß'schen Hof in Wendemark dem Hospital verschrieb, der Pfarrer Johann Engel, der 1 Mark im Jahre 1497 schenkte, Jasper Bone und Frau, welche 1507 eine Sauerwiese mit 18 Schilling jährlicher Pacht stifteten und Dietrich Bolte, welcher 1519 ebenfalls 1 Mark gab.

Von den Vorstehern seien aus damaliger Zeit genannt: Tideke Polkrit und Hans Westfal, 1461; Tideke Polkrit und Clawes Schulte, 1483; Andreas Henning und Jasper Bone, die Nachfolger von Bartel Pletz und Achim Lintberg, 1505; Drewes Henning und Jakob Runge, 1508, 1523, 1532.

Zu dem Besitz der St. Gertrud-Kapelle gehörten eine Lichtkrone, zu welcher Achim von Dalen im Jahre 1494 28 Schilling gegeben, ein Missalbuch, ein Kelch aus dem Jahre 1506, der 2 Mark 5 Schilling gekostet, ein Opferblock, zwei Gertrudsbilder im Werte von 3 Vierding, ein grüner und ein brauner Ornat zu 4 Vierding, 2 Messkannen aus dem Jahre 1494 zu 5 Schilling und eine Weinkanne. Für den Altar nebst seinem Schrein, der am Montag nach Walpurgis eintraf, zahlte man dem Magdeburger Meister Johann Boßler 40 rheinische Gulden.

Von dem wachsenden Wohlstande des St. Gertrud-Hospitals geben die folgenden wiederkäuflichen Rentenverschreibungen am besten Kunde.

Im Jahre 1460 verkauften die Brüder von Rohr eine jährliche Rente von 4 Mark aus zwei Höfen in Schönberg.

Im Jahre 1471 verkauften Achim Witte, Bürger zu Werben, und seine Ehefrau Christine eine Mark jährlicher Rente aus ihrem Besitz für 14 Mark.

Im Jahre 1475 verkaufte der Werbener Bürger Bernt Noys 1 Pfund Pfennige jährlicher Rente für 7½ Mark.

1484 verkaufte Jasper Sutefoot, ebenfalls Bürger zu Werben, eine Mark jährlicher Rente für 15 Mark; endlich verkaufte

Achim Eggert eine jährliche Rente von 1 Pfund Pfennige für 7½ Mark und sein Werbener Landsmann Jacob Schulte die gleiche Rente für 8 Mark.

Zum Schluss sei noch bemerkt, dass die Hauptfeier in der St. Gertruds-Kapelle am Sonntag Exaudi stattfand.