Schlimme Ereignisse im 19. Jahrhundert.

Unter allen schlimmen Ereignissen nehmen wieder die Elbüberschwemmungen die erste Stelle ein. Nach einem starken Frost zu Ende des Dezember 1819 fiel plötzlich starkes Tauwetter ein. Durch das schnelle Steigen des Stromes brach am 30. Dezember eine zwischen Berge und Räbel stehende Stopfung auf, brachte mittags die darin befindliche Tangermünder Schiffmühle hierher und setzte sich unterhalb der Stadt. Ein Teil der Stopfung löste sich abends um 8 Uhr davon ab, nahm die hiesige Schiffmühle mit und setzte sich wieder oberhalb Camps. Im Januar 1820 trat wieder starkes Frostwetter, dann plötzlich warmes Wetter ein, wodurch wieder ein schnelles Wachsen des Wassers verursacht wurde. Am 29. Januar kam das Eis von Tangermünde bis hierher in Bewegung, setzte sich aber bei Werben. Abends 6 Uhr brachte der über die ganze Marsch flutende Strom die Eismasse auf die Stadt zu, schob alle getroffenen Vorrichtungen mit furchtbarer Gewalt vom Deiche hinweg und trieb Wasser und Eis über den Deich in die Stadt. Da – im schlimmsten Moment, als schon die meisten Bewohner den Mut verloren, entstanden auf der Nitzower Grenze und bei Neu-Werben zwei Brüche; nun sank hier das Wasser schnell, nachts 11 Uhr war die größte Gefahr vorbei. Den Neu-Werbenern dagegen wurden zwei ihrer Häuser von den Eismassen zerstört und größtenteils fortgerissen.

Im Jahre 1824 erreichte das Wasser bis zum 5. Juli die in dieser Jahreszeit ungewöhnliche Höhe von 13 Fuß bei der Stadt, so dass die Heuernte schwer geschädigt wurde.

Im Jahre 1830 kam das Eis der Elbe am 4. März in Bewegung, setzte sich unterhalb Neu-Goldbeck und verursachte ein solches Steigen des Wassers, dass es am folgenden Morgen so hoch wie die Deichkrone, am Abend aber 10 Zoll höher stand. Durch unablässiges Arbeiten gelang es, hier ein allgemeines Überlaufen des Wassers zu verhindern. Dagegen entstanden bei dem Dorfe Quisöbel zwei und in den daneben liegenden Sebergen drei Deichbrüche, wodurch die ganze Gegend unter Wasser gesetzt und der Acker völlig versandet wurde.

Der Winter 1844 bis 1845 war außergewöhnlich streng und anhaltend, noch am 14. März waren 17 Grad Réaumur Kälte. Das Elbeis hatte eine Stärke von 22 Zoll. Nachdem endlich am 29. März der Aufbruch des Eises erfolgte, stieg das Wasser zur höchsten Höhe, die jemals beobachtet wurde. Doch scheint die hiesige Gegend diesmal verschont geblieben zu sein.

Höchst gefährlich wurde die Lage wiederum im Jahre 1855. Unter donnerartigem Getöse schoben sich die Eismassen gleich unterhalb Werben über die Deichkrone. Ein Deichbruch auf dem gegenüberliegenden Ufer rettete wiederum die arg bedrohte Stadt.

Den höchsten Stand erreichte das Wasser im Jahre 1845, dann folgen die Jahre 1725 und 1881.

Im Laufe des Sommers 1897 trat das Elbwasser dreimal über die Elbwiesen und verdarb die Heuernte fast völlig.

Von den Feuersgefahren scheint die des Jahres 1829 die größte gewesen zu sein. Das Feuer, welches in der Nacht vom 28. bis 29. Juli ausbrach, zerstörte in der Kirchstraße die Häuser Nummer 135, 136, 139, 140, 144, 146 und 147 nebst 10 Hintergebäuden. Die Entschädigungssumme der Abgebrannten betrug gegen 7000 Thaler.

Im Herbst des Jahres 1831 nahte eine andere schlimme Gefahr. Zu Havelberg und in mehreren Gegenden des rechten Elbufers griff die schreckliche Cholera immer drohender um sich. Alle nötigen Vorkehrungen wurden getroffen. Man bildete zwischen Havelberg und Werben einen Kordon vom 12. Infanterie-Regiment, man kaufte außerhalb der Stadt ein Haus zur Aufnahme etwaiger Kranker an. So gelang es, die Seuche von dieser Gegend fernzuhalten. Als aber im Sommer 1832 der zwischen Elbe und Havel belegene Deich verlängert wurde, brach unter den vielen Arbeitern die Cholera aus. Von 27 erkrankten Arbeitern starben 9, für welche am 18. August auf der Kanalinsel in der Havel eine Begräbnisstätte feierlich eingeweiht wurde.

Auch in den Jahren 1855, 1866 und 1873 zeigte sich hier die unheimliche Krankheit und forderte ihre Opfer.