Heilkunde.

Ärzte von wissenschaftlicher Bildung waren noch im späteren Mittelalter überaus selten. Unter solchen Umständen kann es nicht auffallen, wenn der Stendaler Physikus bis 1567 der einzige Arzt in der ganzen Altmark war. Die anderen altmärkischen Städte mussten sich mit Badern, Barbieren und ähnlichen Heilkünstlern begnügen. Aus dem 16. Jahrhundert wird berichtet, dass sämtliche altmärkischen Städte einen gemeinsamen Physikus hatten, zu dessen Besoldung sie insgesamt beisteuerten. War es nun schon mit den Ärzten in wissenschaftlicher Hinsicht traurig genug bestellt, welche studiert hatten, so stand es noch unendlich viel trauriger mit der Bildung der anderen Heilkünstler. Dr. Reuchlin schreibt von ihnen 1565, dass sie gewiss nur wenig studierten, dass etliche ihren eigenen Namen nicht schreiben könnten, dass ihre ganze Kunst hinweg sei, wenn man ihnen das warme Bad und das Stichpflaster nehme, und dass sie es doch für eine unauslöschliche Schande hielten, bei äußerlichen Schäden einen ordentlichen Doktor um Rat zu fragen, sondern dass sie die Leute nach der Larve kurierten.

Die Zahl derartiger Heilkünstler war in Werben im Verhältnis zur Einwohnerzahl viel zu groß. Es werden genannt: Meister Thomas Seger der Barbier (1500, 1502), Damianus Herbart der Staver (1488), Hans Jeger der Badeker (1491), Jakob der Badeker (1486), Meister Claus Eickholt der Barbier (1494, 1497), endlich der Barbier, der bei Titke Kemerik zu sein pflegte (1494).

In der Altmark gab es bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts nur zwei Apotheken, die Schloss-Apotheke zu Tangermünde und die Apotheke zu Stendal, welche in den Händen der Familie Furkbolt war. Die Preise der Medikamente waren so enorm, dass der arme Mann sie nicht kaufen konnte, daher unterschied jene Zeit stets zwischen Rezepten für Reiche und Arme, d. h. es wurden für letztere billigere Mittel verschrieben.

Badstuben gab es während des Mittelalters auch in den kleinsten Städten. Der Volksmund gebrauchte dafür kurzweg die Bezeichnung „Stube", plattdeutsch „Stove“ oder „Stave"; der Bader hieß der „Stover" oder „Staver". Jede Badstube war einem Heiligen gewidmet.